"Daß Ney meßbuch der Gemeinde                                          Friedigenroth ANNO. M.DCCXXVII"                                                                                                                                                                                  Über 500 Seiten Informationen (Familien und Grundstücke) aus Friedigerode, damals Friedigenroth, beginnend im Jahr 1727

Sehr geehrter Herr Hehr,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht im Zusammenhang mit Ihrer heimatkundlichen Forschung. Konkret wenden Sie sich an uns, da Sie vor kurzem ein Fundstück übergeben bekommen haben, die Quelle aber nicht genau zuordnen können. Ich habe mir auf Ihrer HP die zugänglichen Bilder des doch wohl recht umfangreichen Buches angeschaut. Tatsächlich – Sie haben den Titel ja mit einem Fragezeichen versehen – muss der Titel heißen: „ Das Ney Meßbuch“; die Jahreszahl war korrekt aufgelöst. Das „Ney“ muss als mundartliche Variante von „Neu“ verstanden werden. „Meßbuch“ bezieht sich darauf, dass dort Abgaben der Gemeinde Friedigerode aufgeführt werden. Sie finden ein vergleichbares „Meßbuch“ zum Beispiel bei uns in der Rubrik der Salbücher:

HStAM S, Nr. 77: Tabellarisches Meßbuch der Fruchterträge aus den landesherrlichen Ländereien im Gebiet des Diemel-, Schwalm-, Fulda-, Werra-, Lahn- und Ederstroms, 1622.

https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v515876

Ich habe versucht, bei den Salbüchern eines zu finden, das sich mit dem Ihrigen deckt. Da ich das aber nur überflogen habe, war ich nicht wirklich erfolgreich. Ich möchte Sie ermuntern, dies eventuell zu übernehmen, zumal die Salbücher alle online bei Arcinsys einsehbar sind: www.arcinsys.hessen.de.

So ist auch die Aufstellung die nach der Seite kommt, auf der Johann Adam Bernhart Gemeindeschätzer wird, als Grundabgabe zu verstehen, denn es werden Flurstücke genannt. Danach kommt ein Register, der steuerpflichtigen Personen. Hinter dem Register folgt eine Bestätigung des Meßregisters:

„Dieses Ney (!) EingeRichtete Meßbuch ist durch H. Abel Becker und H. Görg bierwert, und Johan Henrich Becker, Johann Henrich Linteroth und sodan Nicolaus Wagener, pflichtmäßig wieder Eingerichtet undt von mir Eidts unterschriebener da verfertiget ist worden, Frietiegen Roth, den 22. Apprill 1729“ es folgen die Unterschriften der Genannten.

Als nächstes folgt eine Abschrift der alten Beschreibungen von Ziegenhain aus dem Jahr 1600 – diese konnte ich nicht sofort bei den Salbüchern finden –. Hierbei handelt es sich um eine durchaus wichtige Quelle, da neben den Abgaben auch Mühle und Einwohner genannt werden, also eine Art frühe Ortsbeschreibung.

Schließlich kommt noch eine Art Gemeinderechnung, in der Einnahmen und Ausgaben notiert werden; spannend ist, wer in den unterschiedlichen Jahren für den Reitochsen zuständig war, der wohl der Gemeinde gehörte. Aber auch Einzugsgelder werden aufgelistet.

Da ich nur einen Bruchteil der Seiten einsehen konnte, kann ich nicht sagen, was eventuell noch in dem Konglomerat zu finden ist. Ich würde sagen, dass es sich um eine wichtige Quelle der Gemeinde Friedigerode handelt, die sie wohl für den Eigengebrauch verwendet hat, um zu sehen, von wem sie Einnahmen hatte und wie die Erhebung der Abgaben auf der Gemeindeseite erhoben wurde.

Für die Einordnung wäre daher auch die Fundgeschichte von Bedeutung: auf welchem Dachboden wurde sie gefunden? Könnte das sein, dass dort ein Ortsvorsteher oder ähnliches mal gewohnt hat?

Wie Sie sehen: zu diesem für Ihren Verein und den Ort sicher sehr wichtigen Fund gibt es noch einiges zu forschen, auch könnte es mit den entsprechenden Abgabe-Büchern hier im Staatsarchiv abgeglichen werden. 

 

Ich hoffe, dass ich Ihnen zumindest etwas habe helfen können, stehe gerne für Rückfragen zur Verfügung und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen

i.A. Dr. Eva Bender

HESSISCHES STAATSARCHIV MARBURG